Aus welchen Materialien werden Saiten hergestellt?

Ursprünglich wurden Saiten aus Schafdarm hergestellt.

Eine sprachliche Kuriosität ist der englische Begriff für Darmsaite: »Catgut«, was so viel wie Katzendarm bedeutet. Diese Bezeichnung ist irreführend, wurde und wird doch die Darmsaite nie aus Katzendarm hergestellt. Die Legende besagt, dass um 1300 italienische Sattelmacher in dem Ort Salle/Pescara bemerkten, dass sich der Darm der Bergschafe dieser Region sich nicht nur zum Sattelnähen eignet, sondern sich auch hervorragend als Saite für Musikinstrumente einsetzen lässt. Um die wahre Herkunft des Saitenmaterials zu verheimlichen und das Geschäftsgeheimnis zu wahren, behauptete man einfach, es handle sich um Katzendarm.

 

Darmsaite

  • + klassische, authentische Besaitung für Barockinstrumente
  • + unverwechselbarer Klang
  • + Ähnlichkeit mit der menschlichen Stimme
  • + differenzierte Ansprache
  • - empfindlich bei Änderung von Temperatur und Luftfeuchtigkeit
  • - geringe Stimmungsstabilität
  • - begrenzte Haltbarkeit

Darmsaiten werden meist nach einem traditionellen Verfahren hergestellt. Dabei reinigt man den Darm von Huftieren, meist von Schafen, bis auf die Muskelhaut, schneidet ihn in Streifen und dreht ihn dann in nassem Zustand seilförmig zusammen. Anschließend wird er getrocknet und die Rohsaite wird zylindrisch angeschliffen. Ein heikler Vorgang, denn bereits die Abweichung des Durchmessers um wenigste hundertstel Millimeter reicht dafür aus, dass die Saite nicht mehr quintenrein ist.

Ein Nachteil der Darmsaite ist ihre Fähigkeit, Luftfeuchtigkeit aufzunehmen, was die Spannung verringert. Unglücklicherweise macht sich dieser Effekt besonders bei Konzerten bemerkbar. Wenn sich der Saal füllt, verstimmt sich das Instrument, weil die Feuchtigkeit der Raumluft durch Atmung und Transpiration zunimmt.

Blanke Darmsaite – umsponnene Darmsaite

Der Klang der blanken Darmsaite ist unverkennbar: zart, etwas gedämpft, mit einem wunderbar warmen Timbre. Sie gilt heute als klassische, authentische Besaitung für Barockinstrumente. Gemessen an den heutigen Klangerwartungen und der aktuellen Spieltechnik bringt die besponnene Darmsaite die exakt richtige Elastizität mit. Der Ton ist sehr kraftvoll und edel, die Saite besticht durch eine charmante Klangschönheit und Klangfülle. Mit verschiedenen Metallen, meist Aluminium oder Silber, wird der Darmkern umsponnen. Dadurch sind die Saiten unempfindlich gegenüber Feuchtigkeits- und Temperaturschwankungen.

Bei PAGANINO können Sie im Bereich Darmsaiten z. B. AQUILA und OPTIMA Saiten bestellen, aber auch Darmsaiten von PIRASTRO oder Damian DLUGOLECKI.

Stahlsaiten

  • + brillanter Ton
  • + unempfindlich gegenüber Witterungseinflüssen und Handschweiß
  • + stimmungsstabil
  • + hohe Lebensdauer
  • + sehr gute Ansprache
  • - langes Sustain (klingen lange nach)
  • - metallischer Klang preiswerter Saiten
  • - hart zu greifen

Um Stahlsaiten herstellen zu können, bedarf es viel Kunstfertigkeit und Wissen. Als Rohmaterial benötigt man Tigelgussstahl. Mit Hilfe von mehreren Ziehsteinen und den Ziehdiamanten wird er in einem aufwändigen Prozess immer dünner gezogen und dabei noch verdichtet.
Heute gibt es bei den umsponnenen Stahlsaiten eine qualitativ sehr große Bandbreite. Sowohl der Schüler als auch der Solist findet, seinen Ansprüchen entsprechend, ein gutes Produkt. Bei Cellisten und Kontrabassisten sind Stahlsaiten häufig die erste Wahl, so z. B. die LARSEN Cellosaiten.

Kunststoffsaiten

  • + hohe Belastbarkeit modernster Kunststoffe
  • + unempfindlich gegenüber Feuchtigkeits- und Temperaturschwankungen
  • + stimmungsstabil
  • + leichte Ansprache
  • + lange Lebensdauer
  • + obertonreicher, klarer und doch warmer Klang
  • + großes Volumen

Mit dem Begriff Kunststoff sind verschiedenste Materialien von Nylon über Perlon bis Polyester gemeint. Für die neueste Generation von synthetischen Saiten hat man einen Saitenkern aus modernsten Kunststoffen (z. B.: PEEK = PolyEtherEtherKeton) entwickelt. Diese Materialien halten extremsten Belastungen stand und haben eine sehr lange Lebensdauer.
Kunststoffsaiten werden in der Regel für Streichinstrumente nie blank, sondern umsponnen verwendet. Das Material der Umspinnung trägt entscheidend zur Qualität der Saite bei. Meist verwendet man Stahl, Chromstahl oder Aluminium, aber auch schwere Metalle wie Gold oder Wolfram. Um den Kern (»Seele«) herum wird ein Mantel aus dünnem Draht gewickelt. Das verringert die Steifigkeit und erhöht die schwingende Masse einer Saite.

Welchen Einfluss hat das Saitenmaterial auf den Klang?

Sowohl das Kernmaterial als auch die Umwicklung prägen den Klang einer Saite und damit des Instruments. Stahlsaiten zeichnen sich durch einen kräftigen Klang aus, eine Silberumwicklung beispielsweise sorgt für einen wärmeren Klang. Darmsaiten werden vor allem wegen der Wärme und Modulationsfähigkeit ihres Klangs geschätzt. Kunststoff- beziehungsweise synthetische Saiten gibt es in unterschiedlichen klanglichen Ausprägungen. Von einem kräftig-brillanten Klangspektrum bis zu einer klanglichen Annäherung an die Darmsaite reicht hier die Bandbreite.

Wie entsteht eigentlich der Klang durch Saiten beim Instrument?

Durch das Streichen der Saite mit dem Bogen oder das Zupfen mit der rechten Hand beginnt die Saite zu schwingen, von diesem Ursprung breitet sich der Ton durch die Schwingungen über den Steg auf die Decke des Instruments aus, wo er mittels des Bassbalkens verteilt und durch den Stimmstock weiter auf den gesamten Korpus geleitet wird. Da die Saite selbst nur eine geringe, für das menschliche Ohr unhörbare Luftmenge in Bewegung setzt, benötigt sie immer einen Resonanzkörper, um die Schwingungen hörbar zu machen. Hohe Saitenspannung führt dabei zu einem kräftigen Klang, Saiten mit einer geringeren Saitenspannung haben in der Regel dagegen eine bessere Ansprache. Mit einer guten Ansprache einer Saite meint man die unmittelbare Reaktion auf den Bogenstrich, diese Saiten lassen sich leicht spielen. Eine positive Ausnahme bilden Stahlsaiten; wegen ihres Materials sprechen sie trotz ihrer hohen Spannung gut an.



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