Reflexionen zum Wesen von Musik
Die Reflexionen zum Wesen von Musik kreisen um die Themen Musikinterpretation und Musikerfahrung. Dabei kommt der Musikinterpretation für die Erfahrung von Musik zentrale Bedeutung zu. Sie führt vom philosophischen zum praktischen Ansatz. Daher steht im Mittelpunkt des Bandes der Beitrag von Stephan Hoffmann zur historischen Aufführungspraxis, die in den letzten Jahrzehnten eine unglaubliche Entwicklung erfahren hat. Diese Form der Musikwiedergabe hat eine neue Sicht in die Tiefen der Musikwelt eröffnet. Wie es hierzu kam, wer die Anstöße gab, beschreibt Hoffmann ausführlich und spannend. Das Phänomen Musik läßt sich aber nicht oder nur unzureichend mit äußeren Beobachtungen verstehen oder erklären, es geht vielmehr und zuerst um eine Erfahrung. Der prominente Musiker und Musikforscher Nikolaus Harnoncourt bekennt sich hierzu in klarer Form in seinen beiden Beiträgen in diesem Band. Fortschritt, Technik, Naturwissenschaft beschreibt er als zu teuer bezahlte Errungenschaften, bei denen die Erfahrung der Phantasie, des Herzens auf der Strecke geblieben ist – Kunst ist weder rational oder nützlich, sie ist den Menschen geschenkt, indem sie diese nicht nur physisch, sondern mehr noch mit der Seele wahrnehmen. Mit seiner Unterscheidung zwischen Musikbeobachtung und Musikerfahrung gelangt Christopher Schmidt zur gleichen Erkenntnis wie Harnoncourt. Dabei zieht er den großen Bogen von der Antike über die Neuzeit bis in das Jetzt der Musikerfahrung, einem traumähnlich en Zustand, in welchem alle Musiktheorie und die Harmoniegesetze plötzlich zu Leben erwachen. Harmonie zeigt sich dabei gerade im Spannungsfeld mit der Dissonanz.
Verlag: Die graue Edition 9783906336558