»Six Sonates« für Violine und Klavier, Partitur und Einzelstimme Violine, nach
dem Text der Carl-Maria-von-Weber-Gesamtausgabe herausgegeben von
Claudia Theis.
Spielpraktische Einrichtung von Volker Worlitzsch.
In
den Jahren 1807 bis 1810 arbeitete Carl Maria von Weber als Geheimer
Sekretär bei Herzog Louis, dem jüngeren Bruder des württembergischen
Königs, in Stuttgart und Ludwigsburg. Diese Anstellung endete Anfang
1810 in einem Desaster, denn Weber wurde in finanzielle Manipulationen
des Herzogs verstrickt und durch seinen eigenen kostspieligen
Lebenswandel mit hohen Schulden belastet inhaftiert und schließlich
zusammen mit seinem Vater des Landes verwiesen.
Mit dem Verleger
Johann Anton André stand Weber schon seit 1801 in Kontakt, lernte ihn
aber erst während einer Reise mit Abbé Vogler nach Frankfurt Ende Juni
1810 persönlich kennen. Nach einigen Treffen wurde man sich über mehrere
Werke einig, unter anderem das 1. Klavierkonzert und die 1. Sinfonie,
aber es werden auch die 6 Sonaten erwähnt, mit deren Komposition Weber
im September begann und die damit als Auftragswerk zu gelten haben, das
erst nach Absprache mit dem Verleger in Angriff genommen wurde.
Zwischen
Ende September und Mitte Oktober entstanden dann die 6 Sonaten in
schneller Folge, aber nicht ohne Mühen, wie der Komponist selbst in
Briefen an seine Freunde berichtet, und wahrscheinlich auch unter dem
Einfluss Voglers, bei dem Weber inzwischen in Darmstadt eingezogen war.
Am 17, Oktober 1810 vermeidet das Tagebuch »meine 6 Sonaten vollendet«,
und schon einen Tag später schickte Weber sie zusammen mit dem
Klavierkonzert und dem Rondo WeV E.1 an André nach Offenbach.
Zu
Webers großer Verärgerung lehnte André die Sonaten mit der Begründung
sie seien zu gut und anspruchsvoll jedoch ab, worauf Weber sie schon am
3, November Simrock in Bonn anbot. Dieser ließ sich allerdings mit einer
Antwort Zeit. Erst Ende Dezember schickte Weber die Sonaten an den
Verleger, wo sie wohl mit erheblicher Verspätung eintrafen, wie wir aus
einem Brief Webers vom 23.April 1811 aus München erfahren, in dem er
erneut um die Übersendung des Honorars bat, Die beiden Lieferungen der
Sonaten erschienen dann wohl im Oktober 1811, wobei der Komponist
offensichtlich nicht darüber informiert wurde, denn am 25. Februar 1812
schrieb er an Simrock: »Ich habe in einiger Zeit nichts von ihnen
gehört. Meine Sonaten und Lieder habe ich bey Fremden Leuten gesehen,
Sie hatten aber noch nicht die Güte mir ein paar Exemplare davon
zukommen zu laßen.« Weber selbst scheint seine Sonaten nicht im privaten
oder öffentlichen Rahmen gespielt zu haben: vielleicht hatte die Kritik
Andrés ihn zu sehr geärgert. Trotzdem können sie als typische Vertreter
einer in dieser Zeit entstehenden gehobenen Literatur für die private
bürgerliche Musikpraxis gelten.
Komponist: Carl Maria von Weber.
Verlag: Schott Music VLB197.
Inhalt:
- Sonata Nr. 4 Es-Dur
- Sonata Nr. 5 A-Dur
- Sonata Nr. 6 C-Dur