Urtextausgabe für Violine und Klavier, Partitur mit bezeichneter und
unbezeichneter Violinstimme, herausgegeben von Clive Brown und Neal Peres
Da Costa. Schwierigkeitsgrad: schwer.
Einrichtung Violinstimme: Clive Brown.
Johannes Brahms hatte
bereits seinen Rückzug vom Komponieren verkündet, als er im Frühjahr
1894 mit dem Cellisten Robert Hausmann und dem Klarinettisten Richard
Mühlfeld Kammermusik machte. Diese Begegnung erneuerte offensichtlich
seine Begeisterung für Mühlfelds viel bewundertes Klarinettenspiel und
inspirierte ihn noch im selben Sommer zur Komposition zweier
Klarinettensonaten. Brahms konzipierte sie von Anfang an mit einer
Alternativfassung für Viola, und noch bevor die beiden Fassungen
veröffentlicht wurden, plante er eine weitere für Violine, die einige
Änderungen erforderlich machte und schließlich als unabhängige Ausgabe
erschien. Während die Klarinetten- und die Violafassung oft gespielt
werden, ist die Variante für Violine nahezu unbekannt. Sehr viel stärker
noch als für die Violafassung griff der Komponist bei der Umarbeitung
für Violine in die originale Klarinettenstimme ein und schrieb auch die
Klavierstimme neu, um für beide Instrumente eine durchgehend
idiomatische Schreibart zu erreichen. Diese Bärenreiter-Ausgabe möchte
die vernachlässigten Violinsonaten Op. 120 allen Geigern wieder an die
Hand geben.
Ein
wichtiger Bestandteil der neuen Ausgabe ist das ausführliche Vorwort,
das über die Entstehungsgeschichte, frühe Aufführungen, die Drucklegung
und Rezeption der beiden Sonaten informiert. Außerordentlich
bemerkenswert sind darüber hinaus die detaillierten Hinweise zur
Aufführungspraxis: Von der Prämisse ausgehend, dass sich schon wenige
Jahrzehnte nach Brahms’ Tod eine Kluft zwischen den Vorstellungen des
Komponisten und der Aufführungspraxis des frühen 20. Jahrhunderts
auftat, setzen sich die Herausgeber auf der Basis vielfältiger Quellen –
Erinnerungen von Schülern und Musizierpartnern, Lehrwerke und
Abhandlungen, frühe instruktive Ausgaben und historische Tonaufnahmen –
mit wesentlichen Aspekten zum Verständnis der Brahmsschen Notation
auseinander. Indem sie am konkreten Werk Abschnitt für Abschnitt Fragen
im Hinblick auf Rhythmus und Tempo, Dynamik und Artikulation, die
Verwendung von Pedal bzw. Fingerpedal, Arpeggierung und manueller
Asynchronie (Klavier) sowie bezüglich des Umgangs mit
Streicherfingersätzen, Flageoletts und Vibrato diskutieren, leisten sie
eine unverzichtbare Hilfestellung bei der Erarbeitung einer historisch
informierten Werkinterpretation. Zugleich vermittelt die Ausgabe einen
faszinierenden und oftmals überraschenden Einblick in die
Aufführungspraxis der deutschen Romantik insgesamt.
- Mit Urtextstimme ohne Herausgeber-Zusätze
- Mit zweiter Stimme mit Fingersätzen und Strichbezeichnungen basierend auf der Praxis von Brahms' Zeitgenossen
- Mit ausführlichen Hinweisen zur Aufführungspraxis
- Für
weitere Informationen zur Aufführungspraxis in der Romantik empfehlen
wir: »Aufführungspraktische Hinweise zu Johannes Brahms' Kammermusik«
(Art. Nr. : 950047)
Komponist: Johannes Brahms.
Sprachen: englisch/deutsch.
Bärenreiter Musikverlag BA10911.