Viola oder Bratsche kaufen – worauf sollte man achten?
Für den Kauf einer Bratsche oder Viola gelten die gleichen Kriterien wie bei einer Geige: das Instrument sollte aus hochwertigen Komponenten hergestellt, sauber verarbeitet und sorgfältig spielfertig eingerichtet sein.
Da es Bratschen anders als ganze Geigen in unterschiedlichen Größen gibt, ist es wichtig, das persönlich richtige Instrument zu finden. Generell lässt sich sagen, dass größere Instrumente auch ein größeres, sonores Klangvolumen haben. Gleichzeitig sind sie schwieriger zu spielen, da die Tonabstände weiter sind und das Instrument größer, schwerer und unhandlicher ist. Laienmusiker greifen daher gerne zu kleineren Bratschen (z.B. Korpuslänge 39,5 cm), während eine große Viola das typische Solisteninstrument ist.
Für eine gute Bratsche müssen Sie nicht gleich 45 Millionen ausgeben. Für diesen Startpreis wurde im Jahr 2014 das teuerste Instrument der Welt, die Stradivari-Bratsche „Macdonald“ zur Auktion angeboten. Ein Käufer fand sich damals für diese stattliche Summe nicht.
Eine Bratsche für den Anfang ist bereits deutlich unter 1000,- Euro erhältlich. Wichtig ist, dass ein solches Streichinstrument, das zumeist aus einer Serienfertigung stammt, fachmännisch nachbearbeitet und spielfertig gemacht wird.
Sinnvoll für den Einstieg sind auch komplette Sets, die neben der Bratsche oder Viola auch Bogen und Etui, manchmal auch Schulterstütze und Kolophonium enthalten, und deutlich günstiger sind als die Anschaffung der jeweiligen Einzelkomponenten.
Ein kleines Budget oder der Wunsch, ein besonderes Schnäppchen zu machen, werfen häufig die Frage auf, ob man eine Bratsche gebraucht kaufen sollte. Immer wieder gibt es gute gebrauchte Streichinstrumente auf dem Markt, da aber ein Anfänger nicht einschätzen kann, ob Folgekosten auf ihn zukommen oder gar eine Generalüberholung fällig ist, sollte man eine solche Kaufentscheidung – wenn überhaupt – nicht ohne fachkundigen Rat tätigen.
Was unterscheidet die Bratsche von der Geige?
Manchmal sind es nur wenige Zentimeter Korpuslänge, die die Bratsche von der Geige unterscheiden. Klanglich liegen aber Welten zwischen den beiden Instrumenten: Dem hellen, klaren Klang der Violine, zumeist die Melodiestimme im Zusammenspiel, steht der dunklere, leicht schwermütige, berührende Klang der Bratsche gegenüber. Als Altinstrument hat die Viola häufig die Funktion der Begleitstimme im Orchester, zeigt aber bei Solokonzerten auch, was in ihr steckt.
Baulich unterscheidet sich die Bratsche nicht nur durch die Länge von der Geige, auch die Zargen sind höher, wodurch sich der vollere, tiefere Klang ergibt. Die C-Saite ist die tiefste Saite, dafür fehlt die E-Saite, die höchste Saite der Geige. Die übrigen drei Saiten (A-, D- und G-Saite) haben beide Instrumente gemeinsam.
Werden im Zusammenhang mit einer Viola Größenangaben gemacht, muss man sehr genau hinsehen, worum es sich handelt:
Zum einen gibt es die Größe des Instrumentenkorpus, manchmal wird dieser Wert in Zentimetern angegeben, häufig auch in Zoll. So ist zum Beispiel der Korpus einer 16 Zoll Bratsche ca. 40,5 Zentimeter lang, was einer beliebten Größe für erwachsene Spieler entspricht.
Die zweite Angabe bezieht sich auf die Mensur, die Länge der schwingenden Saite, gemessen zwischen dem Steg und dem Obersattel. Diese Länge ist unabhängig von der Korpusgröße, das heißt es gibt große Bratschen mit eher kurzer Mensur und kleinere Bratschen mit langer Mensur. Oder anders herum gesagt: bei gleicher Größe kann die Mensurlänge zweier Bratschen unterschiedlich sein. Zum Greifen ist die kürzere Mensur angenehmer.
Lassen Sie sich von den Längenangaben nicht verwirren: Die Mensurlänge einer Viola kann in einem sehr ähnlichen Bereich liegen wie die Korpuslänge einer 4/4-Geige (ca. 35,5 bis 36 cm).
Benötige ich für meine Bratsche einen speziellen Bratschenkoffer?
Zusammen mit dem neuen Instrument sollte man sich auch gleich einen passenden Bratschenkoffer kaufen. Das ist wichtig für den sicheren Transport zu Unterricht, Probe oder Konzert. Auch zu Hause ist das Bratschenetui der geeignete Aufbewahrungsort für Ihr Instrument, darin ist die Viola vor Staub, Temperaturschwankungen und Beschädigungen geschützt.
Da es bei Bratschen keine Standardgröße gibt, empfiehlt es sich einen verstellbaren Violakoffer zu kaufen. Mittels eines Art Schlittens lässt sich die gepolsterte Halterung im Kofferinneren genau auf die Größe des Instruments einstellen. Einige Hersteller bieten ihre Koffermodelle auch in unterschiedlichen Größen an. Da Violaetuis größer sind als Geigenkoffer ergibt sich der Vorteil, dass man seine Noten im Deckelfach eines Rechteckkoffers viel besser unterbringen kann als beim schmaleren Geigenetui.
Wie ist eine Bratsche gestimmt?
Genau wie die Geige ist die Bratsche in Quinten gestimmt, das heißt, der Abstand der vier Saiten zueinander beträgt jeweils fünf Töne. Die Saitenbezeichnungen lauten a‘, d‘, g, c, wobei das c der tiefste Ton ist. Für das exakte Stimmen der Saiten kann ein Stimmgerät hilfreich sein. Der Ton der Bratsche ist so anpassungsfähig, dass sie je nach Kombination den Klang von Celli (in der Tiefe) oder auch von Violinen (in der Höhe) annehmen kann.
Aus welchen Teilen besteht eine Bratsche?
Die Teile der Bratsche entsprechen denen ihrer kleineren Schwester, der Geige: Der Korpus besteht aus einem Boden aus Ahorn, einer Decke aus Fichtenholz und den Zargen (Seitenwänden), dem Hals sowie der Schnecke und dem Steg wiederum aus Ahorn. Das harte Ebenholz ist das bevorzugte Material für das Griffbrett. Im Inneren der Viola oder auch Violine steht mit dem Stimmstock ein zierliches Rundhölzchen aus Fichte mit einer wichtigen Funktion: der Stimmstock überträgt die Schwingungen der Saiten von Steg und Decke auf den Boden.
Ist es schwierig, von der Geige zur Bratsche zu wechseln?
Wer bereits mit der Geige vertraut ist, wird ohne große Schwierigkeiten der Bratsche Tonleitern oder einfache Stücke entlocken. Die unterschiedlichen Griffarten und Lagen entsprechen auf der Viola denen des kleineren Schwesterinstruments. An die Haltung muss man sich erst gewöhnen, der Arm ist wegen der größeren Länge deutlich gestreckter, die Greifabstände der Finger sind größer. Für viele Umsteiger stellt das Erlernen des Bratschenschlüssels die größte Hürde dar. Der Alt- oder Bratschenschlüssel wird verwendet, damit für den Tonumfang der Bratsche im Notenbild nicht so viele Hilfslinien erforderlich sind. Zunächst ungewohnt, kann man schnelle Fortschritte machen, wenn man ihn sich systematisch Ton für Ton erarbeitet.
Eine Besonderheit des Bratschenspiels ist auch die etwas andere Klangerzeugung, da die längere, schwerere schwingende Saite eine andere Bogentechnik erfordert als die Violinsaite. Wer nach ersten erfolgreichen „Gehversuchen“ auf dem neuen Instrument die Bratsche als sein Instrument entdeckt hat, den stellen diese Besonderheiten der Bratsche vor neue lohnenswerte Aufgaben.
Ähnlich wie bei Geigen gibt es auch Bratschen in kleinen Größen, so dass Kinder direkt mit dem Violaspiel beginnen können. Wichtig für das Klangerlebnis ist, dass es sich um „echte“ Bratschen, also Instrumente mit höheren Zargen (Seitenwänden) als bei Geigen handelt. Lediglich mit Bratschensaiten bespannte kleine Violinen klingen zumeist wenig überzeugend.
Für den kleinen Bratschisten oder die kleine Bratschistin gilt, was später auch für erwachsene Laienmusiker ein offenes Geheimnis ist: Gute Bratscher sind rar und somit willkommene Mitspieler im Schulorchester oder Ensemble. Aber auch der Start mit der Geige und spätere Umstieg auf die Viola ist ein häufiger Weg, den auch so mancher erfolgreiche Solist gegangen ist.
Welche Noten gibt es für die Bratsche?
Wer heute Bratsche lernt, braucht keine Angst zu haben, dass ihm oder ihr die Literatur ausgeht. Immer wieder wird thematisiert, dass sich das Bratschenrepertoire in der Vergangenheit hauptsächlich auf Orchester- und Kammermusik für Viola beschränkte. Bis zum 20. Jahrhundert gab es eher wenig Sololiteratur für Bratsche, darunter finden sich jedoch bedeutende Werke wie z. B. das Violakonzert G-Dur von Georg Philipp Telemann oder das Violakonzert D-Dur von Franz Anton Hoffmeister und immer wieder entdeckenswerte, bislang wenig gespielte Werke.
Über die klassische Musik hinaus gibt es eine breite Palette an Noten für Bratsche. Ob Filmmusik, Musical, Rock & Pop, Jazz, Blues und Tango oder Klezmer und Folk, für jeden Geschmack ist etwas dabei.